Dienstag, 15. März 2011

Mit einem PS durch die Büsche

Grandpa - vor uns sitzt er, am Steuer seines weißen Fords, einen Cowboyhut auf dem Kopf und ein kariertes, verwaschenes Hemd über einer dreckigen Jeans tragend, und erzählt von alten Zeiten. "Diese Brücke hier, die hat die Regierung direkt durch meine Ranch gezogen...die Ranch war einst außerhalb der Stadt, nun ist sie mittendrin", erzählt er mit lispelnder Stimme und etwas Wehmut.
Grandpa ist der Besitzer der "Dead Horse Ranch" in Cottonwood, wuchs als kleiner Junge bei seinen Großeltern auf der Farm auf. Nun ist die Ranch zu einem State Park erklärt worden - Touristen kommen hierher, angeln im See, beobachten wilde Tiere oder Campen auf dem dafür vorgesehenen Platz. Ob er auch Eintritt auf eine eigene Ranch zahlen müsse, fragt eine unserer Mitfahrerinnen ironisch. "Ja, natürlich. Ich habe einen Pass, der immer für ein Jahr zählt, für den muss ich zahlen.".
Seltsame Politik. Wir wissen nicht, wie Privatbesitz in den USA zu einem State Park verstaatlicht werden kann. Wir wissen nur, dass wir mit zu den Touristen zählen, die nun auf Grandpas Ranch Pferdereittouren unternehmen...Wisconsin, Texas, New Jersey, Deutschland. Und mittendrin Grandpa, das Urgestein, der sich die ganzen Jahre nicht vom Fleck bewegte und die Veränderungen der Zeit am eigenen Leib zu spüren bekam.
"Ist das eine echte Kanone?", fragt der kleine Junge aus Texas und zeigt auf eine Pistole, die direkt neben dem Fahrersitz liegt.
"Natürlich! Und sie ist immer geladen!", entgegnet Grandpa grinsend.
"Coooool!"
Der Junge erntet von seiner Mutter einen bösen Blick. Grandpa lacht weiter. Später an diesem Tag wird er von der Notwendigkeit einer Kanone erzählen. Erst vor zwei Wochen wurden zwei Pferde seines Nachbarn von einem Berglöwen gerissen - jedes der Pferde hatte 40.000 Dollar gekostet, ein üblicher Preis für einen gut trainierten Westernmustang. "Und hier, seht ihr das weiße Pferd?", Grandpa zeigt auf eine weiße Pferdeskulptur auf der Ranch, "genau an dieser Stelle habe ich einen Berglöwen erschossen!".

Klapperschlange, Büffel und
Kaktus
Es ist der wilde Westen. Nicht mehr so, wie man sich ihn aus Westernfilmen vorstellt natürlich. Die Zeiten schießender Cowboys, wilder Indianer und riesiger Rinderherden sind Vergangenheit - doch man spürt den Geist dieser Tage in jedem Moment, wenn man auf die roten Felsen der oberen Sonoragegend blickt, die vielen Kakteen wahrnimmt, das Heulen der Kojoten am Abend durch die Wildnis tönen hört und Geschichten wie der von Grandpa zuhört, in Sedona in einem umgestylten Salon einkehrt und Klapperschlangenspieß, Büffelburger oder frittierte Kakteen bestellt.
Und natürlich wenn man auf einem Pferd durch Grandpa`s Ranch reitet, vorbei an Cottonwood-Bäumen, ausgetrockneten Bachläufen und Disteln, dem Staub der vorreitenden Minutencowboys entgegen, leidend unter der heißen Märzsonne Arizonas. In solchen Momenten lebt der wilde Westen zumindest in der Vorstellung ein klein wenig auf und man fühlt sich für einen kurzen Moment wie Einer dieser einsamen Männer, die marlbororauchend ihre Kühe dem Sonnenuntergang entgegen in eine bessere Zeit trieben, Whiskey aus Stiefeln tranken und sich die Stacheln der Kakteen durch einen gezielten Pistolenschuss aus dem Körper jagten. Damals, als ein Mann noch ein Mann war.

(Bilder folgen - wir haben die Bilder unserer Reittour leider nur auf CD bekommen und haben kein Laufwerk im Laptop)

3 Kommentare:

  1. Also, du könntest ein Buch schreiben :)
    Aber jetzt hast du gar nich erzählt, wie die frittierten Kakteen und die Klapperschlangen schmecken? *yummy*

    Steffi

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  2. Oh, Danke! :-)

    Also, frittierter Kaktus schmeckt richtig lecker - ein bisschen scharf und wie eine kräftige, grüne Paprika.
    Klapperschlange ist auch echt gut. Stellt man sich ja ziemlich schleimig vor, ist es aber nicht: Lässt sich kauen wie Hühnchen und schmeckt wie eine Mischung aus Hühnchen und Fisch - ne leckere Mischung aber! ;-)
    Und Büffel ist auch gut....recht kräftig an Geschmack, wie Rindfleisch.
    LG, Patty

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  3. Mike kriegt Hunger... :-)
    Alex auch ein bisschen... :-)

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